4. Wie ich (mal wieder) nach einer pflanzlichen Lederalternative suche, nicht fündig werde und trotzdem kein neues Leder nachbestelle.

Wild entschlossen laufe ich vom Bullenstall nach Hause. Wild entschlossen, endlich eine pflanzliche Alternative zu finden. Denn es gibt eine Sache, mit der ich seit der Firmengründung 2015 hadere: Leder.

Was habe ich schon alles probiert: Leder aus Trauben, aus Äpfeln, aus Kaktus, aus Ananas. Leder aus Pilzen und aus Kork.

Es gibt viele Alternativen für Leder. Aber keine Alternativen für Sattelleder.

Kork war noch das vielversprechendste, aber zwischen (preisgekröntem) Greenwashing und ungeeigneter Qualität hatte ich bereits viel Geld verloren und mich gegen Kork entschieden. Ich vermute, zu Recht, denn viele der Produkte sind inzwischen vom Markt verschwunden.

Auch mit anderen Textilien hatten wir experimentiert, doch nichts funktioniert für unsere Kappzäume wie Sattelleder.

Kunststoffe mag ich nicht. Ich verstehe jeden, der mit Biothane und Co lieber arbeitet als mit Leder. Aber ich könnte nicht   100 % dahinterstehen.

Nach über 6 Wochen Recherche und etlichen E-Mails und Telefonaten von den USA bis Italien bin ich auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Pflanzliches Leder ja, es gibt immer mehr Alternativen. Aber nicht in der Stärke und Qualität, in der ich es brauche. Noch nicht. Aber ich will keine Zeit mehr verlieren.

Apropos Zeit: Ich sitze an meinem Schreibtisch. Mein Blick schweift über einige Papiere und bleibt an einem gelben Post-it hängen. „Leder nachbestellen“ steht darauf geschrieben. Ich nehme das Post-it. Ich drehe es in den Händen hin und her. Dann zerreiße ich es. Ich will kein solches Leder mehr bestellen. Ich bin ein bisschen stolz. Und ich habe zugleich Angst vor der eigenen Courage. Doch für mich gibt es keinen Weg zurück.