Einige Wochen später stehe ich auf einer Wiese in wunderschöner Umgebung. Der Himmel ist blau. Es ist Frühling. Der Wind ist noch kalt, doch die Sonne wärmt schon etwas.
Neugeborene Kälber springen über das Gras. Etwas entfernt grast ein mächtiger Bulle. Er heißt Bruno. Jedes Tier hat einen Namen in dieser riesigen Herde. Bullen, Kühe, Kälber: sie alle leben zusammen. Denn das geht, so habe ich gelernt, wenn ausreichend Platz zur Verfügung steht.
Die Rinder werden hier geboren, sie leben hier, sie sterben hier. Sie können Sonne wie Regen auf ihrer Haut spüren, wenn sie gemeinsam auf großen Flächen umherziehen. Kein Rind wird enthornt. Die Kälber bleiben bei ihren Müttern.
Und: Keines der Rinder wird diese Idylle jemals auf einem Viehtransport verlassen, weder auf dem Weg zu einem Händler noch zu einem Schlachthaus.
Wenn man etwas wirklich will, dann schafft man es.
Engagierte Landwirte und eine Gerberei, die nach alter Tradition rein pflanzlich in der Grube gerbt: Wir sind uns einig geworden. Obwohl es zu viel Leder für mich ist. Vielleicht kann ich es weiterverkaufen.
Wir möchten unsere Pferde artgerecht halten und pferdegerecht behandeln. Rinder haben die gleiche Würde und Respekt verdient.
Deswegen bin ich dankbar, diesen neuen Weg zu gehen.
Und glücklich sagen zu können:
Dauberg&Roth hat bald Leder vom ganz besonderen Bio-Rind.
Danke!
Ich habe viel gelernt auf dieser Reise. Und eines weiß ich nun ganz sicher: Nicht umsonst legen wir in jedes Paket den Flyer
„Willkommen in der Dauberg&Roth-Familie“.
Ich hatte Angst, mit all dem an die Öffentlichkeit zu gehen. Die sozialen Medien können grausam sein. Doch wie eine liebevolle Familie habt ihr den Prozess begleitet: aufmunternde Worte, Unterstützung, wertvolle Kommentare. Persönliche Nachrichten, die ganz tief unter die Haut gingen. Und so viel Verständnis, so viele Gleichgesinnte.
Wundervolle Kunden, das seid ihr!
Danke, dass Du ein Teil dieser Reise warst!
Drei Dinge vorab:
Ihre Sorge um das Wohl der Rinder finde ich sehr begrüßenswert!
Ich besitze mehrere Ihrer Produkte, die ich wegen ihrer guten Qualität sehr schätze.
Die Geschichte mit Ihrer Tochter erscheint mir zu rührselig, zu zuckersüß und zu erfunden, um glaubwürdig zu sein. Eine faktenbasierte Argumentation wäre hier sicher zielführender.
Jetzt zum Thema:
1. Leder ist ein biologisch abbaubares Naturprodukt. Fast alle Alternativen landen irgendwann als Mikroplastik in den Ozeanen.
2. Wenn man schon Rinder schlachtet, sollte man so viel wie irgend möglich davon verwerten und nicht nur das Filet essen und den Rest wegwerfen.
3. Zu Ihrer Frage: „IST ES EINE UTOPIE? EINE RINDERHERDE, DIE NATURNAH LEBT UND KEINEN TRANSPORT UND SCHLACHTHOF KENNT?“ – lautet meine Antwort: mit diesem Absolutheitsanspruch – ja, das ist eine Utopie, denn es ist nicht profitabel. Warum sollte es das geben, wenn damit im professionellen Bereich kein Geld verdient werden kann? So etwas funktioniert nur im Hobbybereich. Daher sollten gerade engagierte Unternehmen wie Ihres nicht Maximalforderungen stellen, die niemand erfüllen kann, sondern versuchen, das mögliche zu erreichen:
Naturnahe Haltung – sehr gut, da gehe ich mit
kein Transport – sehr schwierig, ein möglichst kurzer Transport wäre realistischer
kein Schlachthof – unter Marktbedingungen kaum zu realisieren
Fazit:
Möglichst nachhaltig produzierte Lederprodukte werde ich weiterhin kaufen, Kunststoffprodukte jedoch aus tiefster Überzeugung nicht.
Lieber Herr Siegeroth,
lieben Dank für Ihren ausführlichen Kommentar.
Erfunden ist die Geschichte nicht. Die Tochter war der Auslöser. Gespräche über Tod, Totschießen etc. gibt es bei uns des Öfteren, weil wir unseren Kindern von Anfang an bewusst machen, dass für ihr Essen Tiere sterben. Und weil sie tote Tiere kennen, wenn der Opa auf Jagd war. Empathie können die meisten Kinder erst ab etwa 4 Jahren empfinden (vorher ist das kognitiv nicht möglich). Deswegen isst meine Tochter (im Gegensatz zu mir) Fleisch, obwohl sie Rinder, Rehe und Hasen mag. Dieser Hintergrund erklärt vielleicht, warum die Anfangsszenerie erfunden scheint. Sie war es nicht.
Zu Ihren Punkten möchten wir gerne anmerken:
1. Da sind wir voll bei Ihnen, deswegen kamen weder Biothane noch „veganes Leder“ oder auch viele der „pflanzlichen Leder“ nicht in Betracht. Denn obwohl es wunderbare pflanzliche Lederalternativen gibt, müssten sie, um die Standfestigkeit des von uns benötigten Leders zu erreichen, mit stabilen Kunststoffriemen verstärkt werden. Das wäre grüne Augenwischerei, die man gut vermarkten kann, aber hinterfragen sollte. Für uns keine Lösung.
2. Das sehen wir genauso. Wir möchten aber die Verantwortung für das Leben davor übernehmen, sowie die Menschen unterstützen, die das Tierwohl in der Landwirtschaft hochhalten.
3. Richtig. Es ist deutlich weniger profitabel. Aber es gibt Landwirte, die dennoch so wirtschaften. Daher sind wir innerhalb dieses Anspruchs fündig geworden. Der Weideschuss macht es möglich, dass weder transportiert, noch der Schlachthof begangen wird. Und Sie haben recht: unter diesen Maximalforderungen zu bleiben, ist immer noch besser, als herkömmlich weiterzumachen. Wir hoffen, dass andere Unternehmen das so sehen wie Sie und wir. Wir konnten noch einen Schritt weiter gehen, und sind darüber sehr glücklich.
Wir freuen uns, dass Sie unsere Produkte schätzen und unseren Weg zum neuen Leder begleitet haben.