8. Ist es eine Utopie? Eine Rinderherde, die naturnah lebt, und keinen Transport und Schlachthof kennt?

Leder Weideschuss

Ein paar Tage später sind mein Mann, die Kinder und ich bei den Pferden. Wir sind Selbstversorger und haben einen kleinen Stall am schnuckeligen alten Mühlhaus meines Vaters.

Die Kinder putzen die Pferde vor Papas Terrasse. Mein Mann und mein Vater grillen. Es riecht nach Fleisch.

Ich muss zugeben: Ebenso wie ich Leder mag, esse ich gern Fleisch. Darauf zu verzichten, fällt mir schon immer schwer. Ich verzichte dennoch, denn ich weiß, wofür.

Ich mache nur eine Ausnahme: wenn mein Vater Wild geschossen hat. Vom Wald, der die Mühle umgibt, auf meinen Teller. Damit kann ich gut leben.

„Früher“, sinnierte mein Vater, „hatte hier jemand eine Lizenz, um Rinder auf der Weide zu schießen. Das wäre jetzt eine Lösung, oder?“

Ich denke nach. Es wäre für mich ein Weg, den ich ethisch vertreten kann. Solange, bis pflanzliche Alternativen für Sattelleder gefunden sind. Hoffnung keimt auf, aber nur kurz. Denn mein Vater spricht weiter:

„Er ist den Jakobsweg gepilgert. Als er zurückkam, hängte er sein Gewehr an den Nagel und konnte keine Tiere mehr töten.“ Tschüss Hoffnung!

Tags darauf setze ich mich hin und recherchiere zum Thema Weideschuss. Sehe mir Videos an. Es gibt immer mehr Landwirte, die diesen Weg gehen. Behörden und Lobby machen es ihnen unfassbar schwer. Aber es gibt sie!

Nun wird es spannend:

Existieren so naturnah gehaltenen Herden, mit all den Ansprüchen, die ich mittlerweile habe? In denen Kälber bei ihren Müttern bleiben dürfen? Ohne Enthornung? Rinder, die zum Abschluss ihres Lebens keinen Transport und kein Schlachthaus erleben?

Oder ist das eine Utopie?

Und selbst wenn: kann es gelingen, Landwirte und Gerber für so ein Vorhaben zu gewinnen und alles so zu organisieren, dass es finanzierbar bleibt?

Denn ich muss auch an Dich, meinen Kunden denken: Der beste Kappzaum hilft nichts, wenn ihn sich niemand mehr leisten kann.

„Du bist so eine unheilbare Träumerin“, spottet Dani, als ich sie wieder vor dem Kindergarten treffe.

„Das kann nicht funktionieren“.

Doch dieser Satz hat mich schon immer mehr angespornt als eingeschüchtert.

2 Meinungen zu “8. Ist es eine Utopie? Eine Rinderherde, die naturnah lebt, und keinen Transport und Schlachthof kennt?

  1. Fabienne sagt:

    Liebe Anke, in der CH gibt es Landwirte, die die Kühe in der Herde schiessen und dann auch gleich Hofnah verarbeiten. Der Staat legt diesen tollen Bauern immer wieder Steine in den Weg und schikanieren mit allem, was sie so an der Hand haben. Was einst normal war, ist heute schikanös, ich verstehe die Welt seit Jahren nicht mehr.

    • Dauberg&Roth sagt:

      Lieben Dank für den Kommentar. Ja, das ist unfassbar, was diesen Landwirten (auch hier in DE) für Steine in den Weg gelegt werden. Man sollte so ein nachhaltiges Wirtschaften unterstützen, statt es zu sabotieren.

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